Montag, 11. Mai 2015

"Insomnia" - von Alex

Wie benommen sah Gerret zu, wie sich die zwei massiven Konstrukte aufeinander zu bewegten. Beide waren sie massiv und von einer Größe, die ihres gleichen suchte, dabei aber ruhig, fast stillstehend und unerträglich leise. Genaugenommen konnte Gerret überhaupt keine Geräusche wahrnehmen. Er saß wie in Trance vor dem Spektakel, angstdurchströmt, aber gleichzeitig fasziniert und wagte nicht wegzugucken.
Das, was er da vor sich sah, das war nichts Gewöhnliches, es war ein Spektakel so unfassbar gigantischen Ausmaßes, dass es ihm den Schädel zermürbte, die Sprache verschlug und ihn einfach nur starr da sitzen ließ.
Am Horizont waren die beiden Konstrukte nun nur noch wenige Momente voneinander getrennt, ob es Meter, Kilometer oder Lichtjahre waren, vermochte Gerret nicht zu sagen, von seinem Betrachtungspunkt hätte es alles sein können. Innerlich hörte er das Quietschen und Ächtzen der beiden Monumente, die beide zum verreißen gespannt, aber dennoch stabil wirkten und sich mit gleichmäßiger Geschwindigkeit aufeinander zubewegten.
Da, wo vorher noch ein Stuhl gestanden hatte, auf dem Gerret das Schauspiel beobachtet hatte, war nun nichts mehr. Gerret schaute verwundert auf den Boden, nur um zu erfahren, dass der Stuhl
verschwunden war, machte sich aber nichts weiter daraus und schritt bedächtig, ohne darüber nachdenken zu müssen den Gang entlang, den die zwei symmetrischen Konstruktionen nun bildeten. Langsam und völlig lautlos glitt Gerret zwischen den immer näher zusammen rückenden Würfeln entlang und konzentrierte sich nur auf die Farben, die jeder einzelne absonderte.
Ein Würfel  schimmerte in dunklen Rottönen, die teilweise burgunderfarben, teilweise aber auch wie Rost aussahen und aus dem Würfel rauszubrechen schienen, als können sie es nicht mehr erwarten, sich der Welt zu präsentieren. Der andere Würfel wiederum leuchtete kaum merklich, bei genauerem Hinsehen konnte man jedoch ein schwaches Blau erkennen, dass eher vor sich hin glimmte, als wirklich zu leuchten. Von beiden konnte Gerret eine seltsame Wärme wahrnehmen, die ihn schneller gehen ließ. Immer schneller schritt er den immer enger werdenden Gang entlang.
Am Ende des Korridors konnte er nun ein sanft leuchtendes Flackern ausmachen, dass ihn sofort in seinen Bann nahm und ihn zu sich hin zog. Jetzt rannte er beinah den nur noch wenige Meter breiten Gang entlang, von Nervosität, Euphorie, Panik und Müdigkeit gepackt, doch mit jedem Schritt, den er tat, bewegte er sich langsamer vorwärts. So schnell er auch zum Licht in der Ferne strebte, am Ende rannte er auf der Stelle und sah sich gefangen, inmitten der beiden Wände, die nun schon seinen Körper berührten. Er blieb stehen und hob beide Hände. Langsam und sehr vorsichtig legte er sie auf die Wände der beiden Monumente und zuckte unwillkürlich zusammen, als er plötzlich Geräusche und Stimmen hörte.
Eine Vielzahl von Gerüchen stieg ihm urplötzlich in die Nase und  vor sich erschienen verschwommen Bilder, die ihm bekannt vorkamen. Instinktiv und geblendet von den Eindrücken zog er die Hände dicht an seinen Körper und stand wieder im Korridor, der nun so eng war, dass er sich kaum noch bewegen konnte. Eine Ruhe durchströmte Gerret und still sah er dabei zu wie sich die beiden Konstrukte zusammenschoben. Er bekam kaum noch Luft und konnte sehen, wie sein Körper langsam dem gewaltigen Druck nachgab.
Dann schloss er die Augen – und wachte auf.

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